Die Stadt Irkutsk
Irkutsk ist eine der sibirischen Städte, in denen die alte Planung und Bebauung erhalten geblieben sind. Hier gibt es über 680 Denkmäler der Geschichte und Kultur, darunter Kirchen, Klöster, Kaufmannshäuser im "spitzen" Stil sowie Steingebäude und hölzerne Landhäuser.
Irkutsk ist bekannt für seine Theater, darunter die Philharmonie mit einem wunderbaren Symphonieorchester und dem Orgelsaal. Zwei der städtischen Museen - das Kunstmuseum und das Regionalmuseum - gehören zu den ältesten in Sibirien und sind dank ihrer reichen Sammlungen in ganz Russland bekannt.
Die Lage von Irkutsk inmitten von Nadelwäldern, die Nähe der Angara und des Baikalsees haben die Entwicklung eines Netzwerks von Kurorteinrichtungen in der Stadt begünstigt, obwohl Irkutsk ein ziemlich großer Industriezentrum ist.
Archäologische Funde, die in verschiedenen Gebieten von Irkutsk zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemacht wurden, erlaubten es den Wissenschaftlern zu behaupten, dass die Menschen dieses Gebiet schon während der Jungsteinzeit besiedelten. Es ist auch bekannt, dass im 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. Nomadenstämme wie die Hunnen, Xianbei und Turkvölker in dieser Gegend lebten. Im 6. Jahrhundert n. Chr. begannen die Kurukan, die mutmaßlichen Vorfahren der modernen Burjaten, die Länder zu besiedeln, die heute 2,3 % der Bevölkerung von Irkutsk ausmachen.
In den historischen Quellen werden vier Gründungsdaten Irkutsks genannt: 1620, 1652, 1656 und 1661. Historiker betrachten die früheste davon skeptisch, aber es gab Bestätigungen für die Legende, dass die erste russische Winterstation in den 1650er Jahren auf der Djatschij-Insel entstand. Untersuchungen an diesem kleinen Landstreifen unterhalb der Eisenbahnbrücke über den Fluss Irkut zeigten, dass es dort tatsächlich eine Siedlung gegeben haben könnte.
Das offizielle Gründungsdatum von Irkutsk ist der 6. Juli 1661. An diesem Tag datiert die Nachricht des Sohnes des Bojaren Jakov Pokhabov an den Jenissei-Hauptmann, in der er über die Arbeiten zur Einrichtung eines Palisadenlagers am Flussmund des Irkut berichtet. Die erste Stadtbefestigung war klein und ähnelte eher einem befestigten Hof. Aber ihre günstige Lage an der Kreuzung wichtiger Handelswege, fruchtbare Böden und reiche Wälder mit reichlich Wild in der Umgebung führten dazu, dass sie bald zu eng für die neu ankommenden Siedler wurde. Im Jahr 1670 wurden die Festungsgebäude erweitert, und der neue Stadtbefestigung übertraf den alten fast um das 35-fache. Seine Hauptbefestigungen bestanden aus 8 Türmen, darunter der dominierende Spasski-Turm. Im Jahr 1672 wurde die hölzerne Spasski-Kirche erbaut, und 1689 das Znamenski-Kloster.
Im Jahr 1686 erhielt die Siedlung den Status einer Stadt. Nachdem 1698 der Frieden von Nertschinsk zwischen dem russischen Reich und der Qing-Dynastie geschlossen worden war, wurde Irkutsk zu einem Handelsplatz mit China. Kaufleutekarawanen brachten Pelze nach China und importierten von dort Tee, Zucker und Stoffe.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden in dem durch Handel wohlhabenden Irkutsk aktiv Fabriken gebaut. Im Jahr 1760 wurde die Stadt zu einem wichtigen Punkt auf der berühmten Sibirischer Trakt, und 1768 wurde hier ein Jahrmarkt eingerichtet, der bald der größte in der gesamten Region Ostsibiriens wurde. Die sibirischen Händler schickten ihre Waren auch zum berühmten Jahrmarkt in Nischni Nowgorod.
Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war gekennzeichnet von einem ungeheuren Reichtum der Irkutsker Kaufleute. Kaufmännische Dynastien, die unermessliche Vermögen schufen, verwendeten einen beträchtlichen Teil ihres Geldes für wohltätige Zwecke: sie bauten und unterhielten Kirchen, Asyle, Krankenhäuser, Schulen und Theater. Reiche Familien errichteten ihre Häuser aus Stein nach den Plänen bekannter Architekten, was das Gesicht der Stadt veränderte und ihr Ähnlichkeit mit großen Städten in Europäischrussland verlieh.
Irkutsk war der Ort, von dem aus organisierte Expeditionen in den Fernen Osten, nach Jakutien, in die Mongolei, nach China und nach Alaska starteten, darunter auch solche, die von dem berühmten Seefahrer und Entdecker Vitus Bering geleitet wurden. In der Stadt gab es eine Niederlassung der Russisch-Amerikanischen Kompanie, die Handel mit Alaska, den Inseln Nordamerikas und der Küste Kanadas trieb und gleichzeitig die Erschließung neuer Ländereien an der Pazifikküste vorantrieb. Im Jahr 1851 wurde in Irkutsk die erste wissenschaftliche Institution in Ostsibirien gegründet - die sibirische Abteilung der Russischen Geographischen Gesellschaft.
Auch der wissenschaftlich-technische Fortschritt ließ Irkutsk nicht außer Acht. In den 1860er Jahren wurde eine Telegraphenleitung dorthin verlegt, in den 1880er Jahren gab es Telefonverbindungen. Irkutsk war Zentrum des Schiffsverkehrs auf der Angara, und im Jahr 1898 erreichte der erste Zug die Stadt und markierte den Eintritt der Stadt in die Infrastruktur der Transsibirischen Eisenbahn.
Irkutsk liegt im südlichen Teil der Irkutsk-Tscheremchovo Ebene, die an die nördlichen Ausläufer des Sajan-Gebirges angrenzt. Es liegt am Ufer der Angara, dem einzigen Fluss, der aus dem Baikalsee fließt, und liegt an der Stelle des Flusstals, an der die Angara von ihren beiden Quellflüssen, dem Irkut und dem Uschakowka, gespeist wird. Der Wasserreichtum des Flusses durchzieht die Stadt und teilt sie in zwei Teile - das rechtsufrige und das linksufrige. Die Angara ist ein unverzichtbarer und sehr effektiver Bestandteil der städtischen Landschaft und formt die örtliche Reliefstruktur mit ihren sanft abfallenden malerischen Terrassen, die zu den Flussufern hinabführen. Der Fluss bildet wunderschöne Buchten und Inseln, einige von ihnen sind zu Erholungsgebieten umgestaltet worden. Irkutsk ist von Taiga-Wäldern umgeben, und Kiefernlaub- und Birkenwälder, dichte Wälder, in denen Jahrhunderte alte Kiefern und Zedern wachsen, reichen fast bis an die Stadtgrenzen heran. Im Zentrum der Stadt hat der Relikt-Kiefernwald Kaiskaja erhalten, der als "Lungen von Irkutsk" bezeichnet wird.