Die Putorana-Plateau — ein isoliertes, geschütztes Gebirgsland
Eingebettet in die Weiten Sibiriens, entfaltet sich das Putorana-Plateau als eine majestätische Gebirgswelt, die von Tafelbergen mit ihren charakteristischen flachen Gipfeln, tiefen Schluchten und spektakulären Canyons geprägt ist. Flüsse, Seen und Wasserfälle komplettieren dieses Naturschauspiel, das über die Region Krasnojarsk bis hinauf zur nördlichen Halbinsel Taimyr reicht.
Mit 250.000 Quadratkilometern Fläche, was es größer als Großbritannien macht, ist das Putorana-Plateau eine Oase des Permafrosts, eine kaum berührte Reserve extremer natürlicher Schönheit und zugleich eine der am schwersten erreichbaren Regionen Russlands. Geschaffen vor ca. 250 Millionen Jahren, als die Erde noch einen Meeresboden an dieser Stelle führte, durchlebte dieses Land mehrere Millionen Jahre von Vulkanausbrüchen. Die Lava ergoss sich in mächtigen Strömen und erstarrte schließlich zu den flachen Basaltgipfeln, den sogenannten Trappen - geologische Formationen, die heute eine Höhe von bis zu 1700 Metern erreichen.
Die Genese des Plateaus steht in Verbindung mit einem urzeitlichen Ereignis - dem Ausbruch eines Supervulkans, welcher das große Perm-Aussterben vor 252 Millionen Jahren bedingte. Die ausgestoßene Lava bildete die Basaltfelder und -formationen, die auch als Sibirische Trappen bekannt sind. Schichten, die wie fein geformte Kristalle anmuten, zeugen an der Oberfläche von dieser turbulenten Vergangenheit. Nach dem Dekkan-Plateau in Indien rangiert das Putorana als zweitgrößtes seiner Art.
Das Plateau wird von einem ansehnlichen Mantel des Schnees bedeckt, welcher nur im kurzen sibirischen Sommer einer Vielfalt von Wasserfällen, Strömen und kristallklaren Seen Platz macht, die zusammen mit dem Baikalsee die größten Süßwasserreserven Russlands darstellen.
Als "Land der tausend Seen und Wasserfälle" hat sich das Putorana-Plateau einen Namen gemacht. Es beheimatet einige der extremsten Wasserfälle Russlands, wie den gewaltigen Großen Kureiski, den breiten Oranski und den in schwindelnde Höhen fallenden Talnikowski. Die genaue Anzahl der Gewässer in diesem Terrain bleibt ein Rätsel der Natur.
Mitten in dieser von der Zivilisation fast unberührten Wildnis liegt ein UNESCO-Naturreservat, ein heiliger Schatz, der 18% des gesamten Plateaus ausmacht. Es beherbergt eine perfekte Symbiose von intakter Taiga, Waldtundra und arktischer Wüste, sowie ein Netz aus unberührten aquatischen Systemen und Orten, die von menschlichen Händen unberührt geblieben sind.
Das Schutzgebiet des Plateaus, das trotz seiner beeindruckenden 2 Millionen Hektar lediglich 18% der Landmasse einnimmt, wurde ins Leben gerufen, um eine einzigartige Flora und Fauna zu erhalten und zu erforschen, darunter mehr als 1360 Pflanzenarten und unzählige Tierarten.
Während das Betreten des Naturreservats streng reglementiert ist und hauptsächlich Mitarbeitern sowie Forschungsexpeditionen vorbehalten bleibt, sind andere Teile des Plateaus durchaus erreichbar, wenn auch mit bestimmten Einschränkungen. Jene, die das atemberaubende Spektakel der Norilsker Seen oder andere Teile des Plateaus bezeugen wollen, benötigen eine kostenlose Genehmigung, die, einmal erteilt, unbegrenzte Gültigkeit hat, solange sich der Besucher an die vorgegebenen Regeln hält.
Das Netz aus 22.000 Seen, das fast ein Zehntel des Plateaus bedeckt, stellt eine hydrologische Besonderheit dar. Nirgendwo sonst auf der Welt findet man eine solch dichte Ansammlung von langen und tiefen Seen auf einer vergleichbaren Fläche.
Heute sind auf dem Putorana-Plateau keine indigenen Völker ansässig; die wenigen verbliebenen nordischen Gemeinschaften haben Siedlungen in der Ebene errichtet. Dennoch finden sich Spuren menschlicher Anwesenheit, hinterlassen von den Ewenken, die einst den Wanderrouten der Rentiere folgten. Nunmehr hat sich die Migration der Tiere verlagert, und die Weiten des Plateaus bleiben von menschlichen Füßen unberührt.